Almgold – Ein Postalmkrimi (Teil 2) Kapitel 1

Donnerstag, 28.Mai.2015

     Leopold Bachlinger stieg mühsam in sein Auto ein. Das Schließen der Wagentür kostete ihn Kraft. Er keuchte schwer. Sein Gesicht, sein Brustkorb, der ganze Körper schrien vor Schmerz. Das Blut aus der gebrochenen Nase rann in seinen offenen Mund. Er fühlte sich elend, war kaum imstande zu fahren.
     Die Fahrertür wurde aufgerissen. Erstaunt blickte Leopold in ein vor Zorn verengtes Augenpaar.
     »Was willst du noch?«
     »Du bist ein Mistkerl! Du willst mich bescheißen, willst mit der Kohle abhauen!« Die Knochen der geballten Fäuste seines Gegenübers ließen die Haut wächsern erscheinen. Das Gesicht war zur Maske erstarrt.
     »Das geht dich überhaupt nichts an. Du hättest sowieso nichts bekommen.« Gleichgültig wandte sich Leopold ab, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Zündschlüssel. Beiläufig brummte er: »Das war sowieso nie für dich gedacht.«
     Wie der Angriff einer Schlange schnellte eine Hand ins Wageninnere, traf die Halsschlagader von Leopold mit der scharfen Klinge eines Cutter-Messers. Blut spritzte in einer pulsierenden Fontaine über das feine Leder der Türverkleidung, färbte die Kieselsteine, auf denen er geparkt hatte, rot.
     »Bist du wahnsinnig?«, brüllte Bachlinger.
     Er drückte mit einer Hand die Wunde zu, wollte mit der anderen zum Angriff übergehen. Kaum war er ausgestiegen, versagten ihm die Beine den Dienst. Er taumelte vorwärts, krachte mit dem Kopf gegen die hölzerne Hauswand. Er rutsche an ihr hinunter, drehte sich, kam auf dem Hosenboden zu sitzen.
     Sein Gesicht war kreidebleich, das kalte Blau seiner stechenden Augen verlor stetig an Kraft.
     »Was soll das, … willst du … mich … umbringen?«, schnaufte er.
     »Umbringen, keine schlechte Idee. Dir weint ohnehin keiner nach.«
     Panik stieg in Leopold auf. Er beugte sich nach vorn, wollte aufstehen. Kraftlos brach er den Versuch ab.
     »Waa … maa … u?«, nuschelte er, die Hand fest auf die Wunde gepresst. Übelkeit überkam ihn, alles drehte sich. Ihm wurde schwarz vor Augen. Der Kreislauf existierte faktisch nicht mehr, sein Gehirn meldete sich ab.
     »Schau mal was ich hier gefunden habe? Das ist genau das Richtige für einen Holzkopf, wie du einer bist.«
     Leo hörte die Drohung nicht mehr.
     »Mueller hier. Das Treffen ist anders verlaufen als erwartet. Leopold Bachlinger …«
     »Keine Namen am Telefon!«
     »Wir müssen uns treffen.«
     »Ach ja? Müssen wir?«
     »Aber Herr von …«
     »Lernen Sie es nie, Sie Idiot?! Wie hat es mein Vater nur so lange mit Ihnen ausgehalten. Okay, am Samstag neun Uhr morgens auf dem Schloss.«
     »Muss es denn so früh sein?«
     Sein Gesprächspartner hatte aufgelegt.
     »Nun denn, Frau Revierinspektorin, Ihre erste Woche beim LKA, Ihr erster Mordfall. Legen Sie los, enttäuschen Sie mich nicht!«, forderte sie Leutnant Willi Linz mit angespannter Stimme auf. Die neue Kollegin Anna Tanzberger passte ihm überhaupt nicht in den Kram. Sein voriger Partner Hans Brandhasl absolvierte seit nunmehr einem Jahr eine Ausbildung für eine höhere Laufbahn und war vom aktiven Dienst freigestellt.
     Linz, ein attraktiver Endzwanziger, war schlank, etwa einen Meter achtzig groß und äußerst gepflegt. Die auf sein schwarzes Haar geschobene Sonnenbrille gab seine grünen Augen frei. In dem beigefarbenen Anzug, einer Seidenkrawatte und braunen Oxford-Schuhen war er mit Sicherheit der am besten gekleidete Mann auf der Postalm.
     Seine Partnerin hatte ihr blondes langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt, hochgewachsen und hatte ein freundliches, ovales Gesicht mit strahlend blauen Augen. Ihre Figur stand der einer berühmten Action-Heldin in nichts nach. Anna trug einen dunkelblauen Hosenanzug, darunter ein schlichtes weißes T-Shirt. Ihre hochhackigen Cavalli-Pumps hatte sie im Auto gegen gepunktete, pinkfarbene Gummistiefel getauscht.
     Linz und Anna hatten sich vor über einem Jahr im Zuge der Ermittlungen auf der Postalm im Fall des deutschen Großinvestors Peter Vogel kennengelernt. Sie arbeitete zu jener Zeit bei der Polizeiinspektion Abtenau, er und Brandhasl waren die zuständigen Ermittler des LKA Salzburg. Unter Druck hatte Linz überstürzt einen Verdächtigen verhaftet. Anna war von der Unschuld des Verhafteten überzeugt und hatte Linz vor den Kollegen auf seinen Fehler hingewiesen. Aus diesem Grund war er ganz und gar nicht mit der Wahl seines Vorgesetzten einverstanden. Er trauerte der reibungslosen Zusammenarbeit mit seinem Kollegen und Freund nach.
     Anna und Linz standen zwei Meter von der Leiche entfernt.
     Sie leistete der Aufforderung ihres Partners Folge: »Also, seine erheblichen Verletzungen verdecken nicht, dass er viel Wert auf sein Äußeres gelegt hat. Sieht nicht aus wie jemand, der hier hingehört. Ein Banker oder Immobilienmakler, würde ich annehmen. Er ist muskulös, eher durch Training im Fitnessstudio als durch schwere Arbeit. Er war kürzlich beim Frisör, seine Hände sind sauber, die Fingernägel manikürt. Seine Kleidung war nicht billig. Die Jacke ist aus Hirschleder, Hose und Hemd vom Herrenausstatter, keine Massenware, alles neu. Die Schuhe passen nicht zum übrigen Outfit, Mokassins aus Veloursleder. Nicht mein Geschmack, ebenfalls teuer. Das Logo ist von Armani.
     Die Hose ist trocken, also sitzt er noch nicht lange vor dieser Wand, wenige Stunden, vermute ich. Außerdem ist der Gasthof bis abends bewirtschaftet, jemand hätte ihn bemerken müssen.« Sie kauerte sich hin, um den Toten besser betrachten zu können.
     »Die Nase ist gebrochen. Das Gesicht leicht deformiert. Monokelhämatom. Das Blut ist aus mehreren Wunden geflossen, viel Blut. Er ist misshandelt worden. Abgesehen von der Axt in seinem Hals ein gut aussehender Mann. Ich schätze ihn auf kaum älter als Mitte dreißig. Was meinen Sie, Herr Linz?«
     »Ja, das Alter könnte hinkommen. Nun machen Sie schon, was sehen Sie noch?«
     »Hm, seine Schuhe sind zu sauber, als dass er zu Fuß unterwegs gewesen wäre. Dann ist das hier wohl sein Fahrzeug, ein Land Rover Discovery, ziemlich neu. Dr. Brenninger sagte etwas von 800 Kilometern auf dem Tachometer.«
     »Ja, könnte sein. Was noch?«, fragte Linz ungeduldig.
      Anna wurde unruhig. Sie fühlte, wie er sie absichtlich bedrängte, in einen Fehler treiben wollte.
     »Keine sichtbaren Abwehrspuren. Raubmord können wir ausschließen. Die Uhr an seinem Handgelenk ist eine Breitling Navitimer aus Gold, weit über 10000 Euro wert.
     Der Wagen hat ein Halleiner Kennzeichen, ist möglicherweise von hier. Da die Leiche an einem öffentlichen Platz liegt, war es dem Täter anscheinend egal, ob und wann man sie findet. Die Fußspuren rund um die Hütte werden nicht brauchbar sein, hier kommen täglich Dutzende Gäste entlang. Vom Kies ganz zu schweigen.«
     Anna erhob sich, trat behutsam einen Schritt nach vorn. Sie wollte ihre erste Mordermittlung nicht mit der Verunreinigung des Tatortes beginnen.
     »Sehen Sie, Herr Linz«, sie zeigte auf eine kleine Kerbe im Holz, »dort neben dem Toten ist ein kleines Dreieck frisch herausgebrochen. Unser Opfer hat wahrscheinlich an der Wand gesessen, als er umgebracht wurde.«
     Linz hob erstaunt die Augenbrauen, beugte den Oberkörper nach vorn. Die Vertiefung war ihm nicht aufgefallen.
     »Gut beobachtet, Frau Revierinspektorin«, murmelte er, drehte sich zur Seite. »Georg, kommst du mal? Wir haben hier was.«
     Der Leiter der Kriminaltechnik des LKA Salzburg, Dr. Georg Brenninger, war ein eher kleiner Mann Ende dreißig. Der weite Schutzanzug verbarg den sehnigen Körper eines Ausdauersportlers, aber nicht den blonden Haarschopf und die zu groß geratene Nase. Vorsichtig ging Brenninger über die Kieselsteine, ständig bedacht, keine Beweise zu vernichten. Er musterte den Toten.
     »Was hast du gefunden, Willi?«
     »Nicht an ihm«, Linz wies auf die frische Einkerbung im Holz der Fassade, »neben ihm.«
     »Oh, das ist uns durch die Lappen gegangen. Bloß gut, dass du ein scharfes Auge hast.«
     »Das war nicht ich, ihr ist es aufgefallen. Könnte ein Axthieb die Ursache sein?«
     »Ja, durchaus, scheint neu zu sein.« Brenninger bückte sich, berührte die Scharte vorsichtig mit den behandschuhten Fingerspitzen. Er rief den Tatortfotografen.
     »Uns ist eine Spur entgangen, Gustl, eine Beschädigung der Holzverkleidung rechts neben dem Opfer. Halte dich ran mit den Aufnahmen, der Professor muss jeden Augenblick eintreffen.«
     Wie aufs Stichwort hielt neben dem Krankenwagen ein silberner VW-Passat, aus dem ein schlaksiger Mann im grauen Anzug mit der für ihn typischen Fliege aus Tartan stieg. Es war Rechtsmediziner Professor Dr. Dr. Anton Unterkircher. Seine schwindende Kopfbehaarung verdeckte er neuerdings mit einem Borsalino.
     »Entschuldigen Sie die Verspätung meine Herren, Frau Tanzberger. Auf der A10 gab es einen schweren Unfall, der Rückstau ist gewaltig. Die Kollegen mit dem Leichentransporter werden eine Weile brauchen. Sie, Herr Linz, müssen gerade noch so durchgekommen sein. Gut, was haben Sie dieses Mal für mich?«
      »Der Tote wurde heute gegen acht Uhr entdeckt«, antwortete Brenninger. »Der mit reichlich Blut benetzte Kies und eine Probe des Blutes von der Hauswand sind sichergestellt, die Tatortfotos gemacht. Die Tatwaffe, eine Axt, liegt dort in einer Beweismitteltüte verpackt. Sie können sich also frei bewegen, Herr Professor.«
     »Schön, das erleichtert meine Arbeit, Herr Kollege.«
     »Wir haben weder Brieftasche, Handy, Ausweis noch Fahrzeugpapiere gefunden. Zur vorläufigen Identifizierung werden Sie Fingerabdrücke nehmen müssen. Das Auto gehört einem gewissen Bachlinger aus Grenzbach. Der muss nicht zwangsläufig das Opfer sein. Brauchen Sie uns noch, Herr Professor?«
     »Im Moment nicht, danke.« Unterkircher war ganz in seine Untersuchung vertieft. »Ich melde mich.«
     Anna sah abwechselnd zu Linz und Brenninger.
     »Was möchten Sie uns denn mitteilen, Frau Revierinspektorin? Haben Sie noch etwas entdeckt, das uns verborgen geblieben ist?«
     »Mir ging nur so eine Sache durch den Kopf, Herr Linz. Ein Beil ist zu sperrig, als dass ich es für einen geplanten Mord mitbringen würde.«
     »Wie meinen?«, fragte Brenninger.
     »Auch wenn das Opfer aussieht, als ob es vor seinem Ableben durch die Hölle gegangen wäre, weist die Axt eher auf eine spontane Eingebung hin. Kann es also sein, dass die Tatwaffe von Holzfällern vergessen worden ist? Ein blöder Zufall, ich weiß. Doch auf der Postalm, wo der Waldbestand gut gepflegt wird, nicht unmöglich.
      Deshalb habe ich nach entsprechenden Spuren gesucht. Zwischen frischem Sägemehl gibt es unzählige Fußabdrücke, sowohl von Arbeits- als auch Wanderschuhen. Die werden uns leider nicht weiterhelfen. Zumindest sind hier kürzlich Forstarbeiter am Werk gewesen.«
     Georg schaute ihr mit ernster Miene in die Augen. Dann hob er die Brauen, sein Gesicht öffnete sich zu einem Lächeln.
     »Sie überraschen mich stets aufs Neue, Frau Tanzberger. Schon seit dem ersten Fall, bei dem wir mehr oder weniger zusammengearbeitet haben. Ich freue mich, dass Sie zu uns gekommen und nicht nach Wien gegangen sind.«
     Anna wurde puterrot. Sie zupfte an ihrer Jacke, strich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.
     »Und, was hältst du davon, Willi?«
     »Ein ausbaufähiger Gedanke, nur nicht ihre Aufgabe.«
     Brenninger überhörte das Genörgel. »Ein guter Ansatz«, ermutigte er die neue Kollegin. »Ich werde sehen, ob wir den Käufer des Werkzeugs ermitteln können.« Er grinste seinen Freund an. »Uh, du hast ein Problem, mein Bester. Sie stiehlt dir die Show.«
     Linz ging nicht auf die Stichelei ein, der Professor hatte ihn gerufen.
     »Herr Leutnant, ich bin soweit. Meine vorläufige Untersuchung hat Folgendes ergeben: Frakturen an Os nasale sowie Os jugale.« Unterkircher stockte, schaute zu Linz auf. »Für Sie: gebrochenes Nasen- und Jochbein. Platz-, Quetsch- und Risswunden an Oberkörper, Gesicht, Ohr und Schläfe. Anhand der Totenstarre und der Lebertemperatur kann ich den Todeszeitpunkt auf heute Morgen zwischen halb sieben und halb acht eingrenzen, genaueres wie immer nach der Obduktion. Ich konnte Fingerabdrücke nehmen, aber der Empfang des Online-Gerätes ist wieder einmal zu beklagen, maximal EDGE. Wenn Sie zurück in Salzburg sind, haben Sie das Ergebnis auf dem Tisch.«
     »Wären Sie so freundlich, Herr Professor, mir Name und Adresse des Toten zu mailen? Das heißt, falls wir ihn im System haben. Dann bekomme ich es auf mein Handy. Wir sind sicher noch einige Zeit hier oben oder in Abtenau.«
     »Natürlich, Herr Linz, das ist keine Mühe. Wenn ich die Alm hinter mir gelassen habe, ist der Verbindungsaufbau kein Problem. In einer halben Stunde haben Sie, was Sie brauchen.«
     »Was ist mit der Axt? Ist das die Tatwaffe, oder wollte jemand etwas verschleiern?«
     »Axt?“
     »Jaaa, genau.“
     »Welche Axt?«
     »Herr Professor? Die in seinem Hals steckte.«
     »Ah … so. Das ist keine Axt, das ist ein Spalthammer. Wie es bisher aussieht, ist er die Tatwaffe.«
     »Ein Spalthammer …«
     »Herr Linz, zwischen beiden Werkzeugen bestehen wesentliche Unterschiede. Die Schneide des Spalthammers hat einen stumpferen Winkel als die der Axt. Seine Rückseite ist wie ein Hammer gestaltet. Am gravierendsten für unseren Toten war jedoch die Differenz im Gewicht. Gewöhnlich wiegen Äxte zwischen 1,5 und 2 kg, Spalthämmer sind deutlich schwerer. Der, den unser Opfer so überaus unglücklich aufgefangen hat, liegt bei annähernd 4 kg. Nicht einmal ein Helm hätte das Gerät gestoppt!
     Da hat jemand mit viel Kraft oder Wut das Werkzeug geschwungen. Der Oberkörper wurde vom Hals bis zum Brustbein aufgebrochen. Alles Weitere nach der Autopsie. Die macht dieses Mal übrigens mein Assistent, Herr Ferenc Szabó. Ab heute Abend bis einschließlich Sonntag habe ich frei. Mein neues Buch erscheint, es wird Samstag in Wien vorgestellt. Ich werde eine Lesung abhalten. Sie sind herzlich eingeladen.«
     »Vielen Dank! Ich glaube, ich kann nicht nach Wien kommen, Herr Professor, leider. Die Arbeit an diesem Fall wird mich so schnell nicht loslassen.«
     »Natürlich, ich verstehe. Dann viel Erfolg, Herr Linz, und schon mal ein schönes Wochenende.«
     Während der Rechtsmediziner zusammenpackte, stellte sich Brenninger neben Linz. »Hat er gerade einen Witz gemacht? Ist er krank?«
     »Ich weiß auch nicht, Georg, ich bin ganz perplex. So etwas wie ›unglücklich aufgefangen‹ hat er noch nie von sich gegeben.«
     »Wir sollten das nicht überbewerten. Eine Grippe oder Ähnliches könnte ihm das Hirn vernebelt haben.«
     »Ich höre Sie, Herr Dr. Brenninger«, kommentierte Unterkircher in freundlichem Singsang, den Kopf halb in den Kofferraum gesteckt.
     Ehe sich Brenninger entschuldigen konnte, kam Anna auf sie zu.
     »Sollen wir jetzt mit den Zeugen reden, die unsere Leiche gefunden haben, Herr Linz?«
     »Ja, hier sind wir erst einmal fertig. Fragen Sie die Abtenauer Kollegen, wo die Leute sind.«
     Als sie zurück war, schüttelte sie noch immer mit dem Kopf. »Das wird nichts, Herr Linz. Das Ehepaar ist aus Bulgarien, spricht kein Wort Deutsch. Der Mann am Kiosk hat aus ihren Gesten geschlossen, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.«
     »Was nun?«
     »Der angeforderte Dolmetscher wird nicht vor fünfzehn Uhr eintreffen. Bis dahin müssen die Zeugen in der Blonden Hütte warten. Die Kosten für deren Getränke und Essen wird wohl die Staatskasse übernehmen müssen.«
     »Was ist mit dem Besitzer der Blonden Hütte? Haben Sie mit ihm gesprochen?«
     »Selbstverständlich, Herr Linz. Herr Peter Pranis hat mit seiner Freundin auf dem Großmarkt eingekauft. Die beiden waren erst um neun zurück, das heißt nach dem Leichenfund.«
     »Kannte er den Toten?«
     »Herr Pranis sagt, er kommt ihm bekannt vor. Vielleicht war er vor Kurzem als Gast hier.«
     »Gut. Unterkircher ist auf dem Weg ins lange Wochenende, das Opfer zur Gerichtsmedizin, und die Forensiker werden zurück nach Salzburg fahren. Um das Abbauen des Sichtschutzes und der Absperrung kümmern sich die Kollegen aus Abtenau.«
     Annas Blicke schweiften über den Tatort, blieben an der Hüttenwand hängen. »Was ist eigentlich mit dem Blut? Wer macht das weg?«
     »Im Allgemeinen veranlasst das Dr. Brenninger. Für die Reinigung gibt Spezialisten. Bis dahin will er die Stelle provisorisch mit Folie abdecken.
     Ich bin froh, dass die Untersuchungen abgeschlossen werden konnten, bevor es hier vor Gästen nur so wimmelt. Schaulustige mit ihren Handykameras sind mir ein Graus.« Linz legte eine wohlbedachte Pause ein. Anna gab keinen Kommentar ab. »Gut. Hier können wir nichts mehr tun. Fahren wir nach Abtenau und besuchen Ihre alte Inspektion. Sicher wird dort jemand den Toten kennen.«
     »Falls er von hier ist«, bemerkte sie.